Interview zum Ernteauftakt im Spreewald
Auf der knapp 70 Hektar großen Aroniaplantage begann in den letzten Tagen die erste Ernte. 40 Erntehelfer pflücken per Hand in den nächsten Wochen die reifen Früchte Westeuropas größter Bio Aronia Plantage. Im Interview mit Heinz-Peter Frehn – Betreiber der Plantage – und Jörg Holzmüller – Aroniapionier, Geschäftsführer und Inhaber von Aronia Original – erfahren wir so manches Geheimnis über die heimische Aroniabeere.
Die erste Ernte der jungen 1 ½ jährigen Plantage hat heute begonnen, sind Sie mit dem Ertrag zufrieden?
Frehn: Die Ernte findet gerade statt, deshalb haben wir noch keine mengenmäßige Auswertung. Die Qualität ist sehr gut. Die Sträucher haben sich auch gut entwickelt. Die Menge wird aufgrund des frühjährlichen leichten Frostschadens nicht ganz so hoch ausfallen, wie wir uns wünschen.
Mit welchen Ernteerträgen ist in diesem ersten Erntejahr zu rechnen?
Frehn: Ich schätze, dass wir in etwa auf 2t kommen. Es ist noch zu früh, eine Prognose abzugeben, da wir heute morgen erst mit der Ernte begonnen haben.
Dieses Jahr wird hier auf den mehr als 65 Hektar mit Hand geerntet. Warum?
Frehn: Den noch so jungen Pflanzen würde eine Erntemaschine heftig zusetzen. Vor allem durch die noch lockere Struktur im Boden, denn die Pflanzen sitzen noch nicht so fest. Um zu umgehen, dass die Erntemaschine die ein oder andere Pflanze doch mit rauszieht, setzen wir in diesem Jahr auf Handernte.
Sind Sie mit der Qualität der Beeren hier auf der Plantage zufrieden?
Frehn: Das Pflanzenwachstum hat sich aufgrund unserer verlegten Bewässerungsanlage sehr gut dargestellt. Die Qualität und auch die Größe der Beeren ist sehr gut.
Jetzt haben Sie wie nach dem Lehrbuch hier geplanzt, links und rechts der Sträucher breite Reihe und mit Klee ergänzt. War es wichtig mit Klee zu arbeiten?
Frehn: Der beigefügte Klee als Ernährungsgrundlage und Stickstofflieferant für die Aronia hat auch sein Gutes dazugetan, sodass die Sträucher sehr gut da stehen. Die jüngsten Sträucher haben wir ohne Kleezugabe gepflanzt, weil wir gemerkt haben, dass er im ersten Jahr eine starke Konkurrenz zu den jungen Pflanzen war. Bei den neuen Pflantagen werden wir den Klee aufgrund unserer Erfahrung erst im 2. Standjahr mit pflanzen.
Was werden Sie aus den Aroniabeeren dieses Jahr herstellen?
Frehn: Unser Partner Aronia Original wird die Bio Beeren abnehmen.
Ist denn jetzt die Erfahrung von 8 Jahren Aronia Original und dem Obstbau Görnitz hier zusammengekommen, um die Qualität der Beeren hier im Spreewald produzieren zu können?
Holzmüller: Wir lernen alle voneinander und haben mittlerweile mit unserem Parnter der Obstbaugemeinschaft Görnitz & Sohn gemeinsam mehr als 30 Jahre Erfahrung im Aroniaanbau. Was wir hier auf der größten Bio-Plantage bei Herrn Frehn erleben, ist der gesamte Erfahrungsschatz von 30 Jahren Aronia mit der maßgeblich durch uns mitentwickelten Aronia Superberry, dem Einsatz von Klee, dem entsprechenden Reihenabstand. All das spiegelt sich in der Qualität der Beere nieder. Wir haben uns die ersten Beeren hier heute bei der Ernte angesehen und können sagen, dass sie von herausragender Qualität sind. Das ist was Besonderes.
Wir der Kunde auf den Etiketten lesen können, dass es sich um Bio-Beeren handelt oder ist das eher ein Prozess?
Holzmüller: Zum Einen ist das ein Prozess. Die Ernte von diesem Jahr – egal ob 2, 4 oder 10t fließt ja jetzt schon in unsere Bio-Produkte mit ein. Die Beeren werden also schon mit vermarktet. Und das ist ja auch unser Ziel. Wir wollen vor allem Regionalität und bio zusammenbringen, viele Wertschöpfungsprozesse in die Region bringen, in der Region halten. Mir ist so wichtig dabei, dass wir brandenburgische Qualität, deutsche Qualität hier haben. Das ist einfach ein schöner Prozess, wenn man viele Dinge zusammenbringt, die eben zusammen gehören.
Um noch etwas tiefer in das Thema Regionalität einzusteigen: Ist es hier wichtig für Aronia Original Beeren aus Brandenburg zu haben oder aus Polen und der ganzen Welt?
Holzmüller: Ich finde es schon wichig, dass sich jeder Berliner, jeder Dresdner oder jeder, der hier im Spreewald ist, sich hier die Plantage ansehen kann. Es geht weniger um Polen, das ist das größte Anbaugebiet von Aroniaplantagen. Es geht viel mehr darum solche Wertschöpfungsprozesse in die Region zu bringen also auch Geld hier zu lassen, Arbeitsplätze hier in der Region zu schaffen und das nicht nur hier auf der Plantage sondern auch bei unserem Partner der Kelterei weitere Arbeitsplätze zu fördern. Das ist ein kleiner Wachstumsmotor, der da entsteht.
Nun wurden die Beeren auch zum ersten Mal beim Erntestart hinsichtlich ihrer Qualität geprüft. Mit wieviel Oechsle kann man heute bei der Ernte rechnen?
Holzmüller: Wir messen den Fruchtzuckergehalt in Oechsle bzw. in Brix. Mit diesem Wert kann man ziemlich genau feststellen, wann der optimale Erntestart ist. Das ist sehr wichtig, denn nur mit einer wirklich ausgereiften Frucht ist die Qualität der Beere gegeben, den die Kunden erwarten. Wir schauen immer, wann die ersten Stare in die Plantage gehen, das ist ein Indikator dafür, dass die Ernte reif wird, denn die Vögel fressen nämlich auch nur ausgereifte Beeren und keine die nur halbfertig sind. Zu diesem Zeitpunkt schauen wir jeden Tag in die Plantagen, wie sich der Zuckerwert verhält. Man kann schon sagen – wir kennen unsere Beeren persönlich, weil wir jeden Tag in den Plantagen sind und das auch überprüfen. Und das macht auch die Qualität und die Qualität unserer Produkte aus.
Wie kann der Otto-Normalverbraucher bei sich zu Hause prüfen, wann seine Beeren reif sind, die wenigsten werden ein solches Messgerät dafür haben.
Holzmüller: Es gibt einen ganz einfachen Test. Zum Einen sind es die Vögel – dann ist es aber meist zu spät, denn da bleibt oft nichts mehr übrig oder am Strauch hängen. Das andere ist ein ebenso einfacher Test. Man kann die Beere aufschneiden und im Gegensatz z.B. einer Heidelbeere ist das Fruchtfleisch einer Aroniabeere sehr dunkel. Das macht auch diese besondere Qualität wieder aus, denn da sind besonders viele Farbstoffe enthalten. Das Fruchtfleisch muss richtig dunkel sein, fast so wie die Schale, dann ist die Beere im Prinzip reif. Der Test – dann einfach in die Beere beißen, wenn man das Gesicht verzieht, ist die Beere noch nicht reif. Wenn man es nur noch halb verzieht – ist sie reif.
Aronia – warum?
Holzmüller: Die Aronia hat ein Alleinstellungsmerkmal. Sie ist einzigartig. Der Anteil an Pflanzenfarbstoffen, das ist das, was für diese Beere so herausragend ist, kommt in keinem anderen Obst so intensiv vor. Man braucht nur geringe Mengen, um Antioxidantien aus der Aroniabeere zu sich zu nehmen. Das ist ein wesentlicher Aspekt. Da kommt keine Blaubeere ran, kein Holunder, keine Preiselbeere heran. Das ist mit nichts vergleichbar.
Herr Frehn, sie werden es sicherlich jeden Tag tun, um den täglichen Herausforderungen hier gewachsen zu sein, aber was empfehlen Sie als Experte denen, die sich einen Strauch für zu Hause zugelegt haben, täglich an frischen Beeren vom Strauch zu essen?
Frehn: Wenn man Beeren von der Größe hat, wie sie hier stehen, reichen wahrscheinlich 10 Beeren täglich zu, die man dann mit zum Müsli verarbeitet oder aus der Hand isst. In der anderen Zeit gibt es getrocknete Beeren oder auch Saft, dessen Empfehlung es ist 100ml pro Tag zu trinken.
Ulrike Finck vom RBB nahm die Aroniaernte im brandenburgischen Steinbach gleich als Anlass das Brandenburgwetter in das interessante Thema der Aronia einzubetten.
Vielen Dank an das RBB-Team, allen Medienvertretern, die über die Ernte und das bevorstehende Aroniafest berichten und dem Betreiber der herrlichen Aroniaplantage Heinz-Peter Frehn!